Sonntag, 10. Oktober 2010

Press rewind..

Nachdem die durch chemische Drogen erzeugte Hochphase vorbei ist, nähere ich mich eindeutig wieder den Depressionen. Die letzten Nasen wurden gezogen, die letzten Joints geraucht und die letzten Tequila-Shots rinnen durch die Kehle. Mit glänzenden Augen laufe ich durch die Nacht und reflektiere, wie ich es früher viel öfter getan hab. Der bitte Geschmack des Speeds breitet sich in meinem Rachenbereich aus und lässt mich jetzt schon wissen, dass ich mich wieder einer Nacht nähre in der ich nicht schlafen werde.


Wie Hunde streifen wird durch das Viertel, rastlos, ruhelos und immer auf der Suche. Der Suche nach was? Dem nächsten Trip? Den nächsten Mädchen, die wir mit unserem Junkie-Charm überzeugen wollen. Blickt man in die Runde ist das einzige was wir alle gemeinsam haben die Jogginghose und der Geisteszustand, der sich irgendwo zwischen Kleinkind und labilem Rentner einordnen lässt.
Wir setzten uns auf irgendeine Parkbank, in irgendeiner Straße, in irgendeinem Teil des Viertels. Die anderen sind stoned, wollen chillen. In meiner Blutbahn zeigt das Amphetamin seine Wirkung. Ich registriere jedes Geräusch, verfolge mehrere Gespräche und muss selber labern. Probiere ich sonst wenig zu sagen, lockert die Droge meine Zunge. Gedanken schießen durch meinen Kopf und dringen nahezu ungefiltert an die Öffentlichkeit.
Die anderen sind stoned, wollen chillen. In meiner Blutbahn zeigt das Amphetamin seine Wirkung. Ich muss laufen, stehe auf, laufe um den Block. Rastlos, gehetzt, spüre wie das Herz in meiner Brust pumpt. Summe Zeilen eines Liedes von dem ich die ganze Zeit schon einen Ohrwurm habe und laufe. Irgendwann sind die anderen wieder da. Wir laufen. Wir spazieren, wir reden und auf einmal. Schweigen. Stille. "Wir kacken ab", fasst irgendjemand die Situation zusammen. Irgendjemand findet noch genug Gras um einen letzten Joint aufzubauen. Er macht die Runde, kommt zu mir, der Geruch steigt mir in die Nase und ich gebe ihn weiter. Ziehe nicht, gebe ihn einfach nur weiter, wissend das ich so komplett ohne Downer von meinem Speedtrip runterkommen muss.
Ich will die Depressionen erleben, will mich in Selbstmitleid baden oder mir einfach die nächste Nase legen, wenn ich merke, dass die Gefühlsschwankungen kommen.
Die anderen verstehen nicht, warum ich nicht rauche. Sie wissen nicht, dass ich drauf bin.
Ein kurzes Zwinkern, einer weiß das ich drauf bin. Wir laufen weiter durch die Nacht. Aus vier Leuten, werden Drei und letztendlich sind wir nur noch zu zweit. Ich bringe ihn ein Stück. Jedes Mal das Selbe. Vorbei an der Großbäckerei, vorbei an der Tankstelle, vorbei am Hotel, vorbei am Puff, bis vor seine Haustür. Wir verabschieden uns. Ich laufe weiter, denke nach und laufe durch den Tunnel zurück in Richtung Wirklichkeit.

REWIND

Der Beginn des Abends. Die Glasplatte mit den beiden säuberlich gelegten Lines, das Röhrchen aus einem Geldschein in meiner Hand. Ich setze an und puste durch die Nase aus. Das Speed verteilt sich über den ganzen Tisch, weißer Staub über allem. Ich stecke den Geldschein ein und gehe raus.

FORWARD

Wir laufen durch die Straßen. Die Anderen sind stoned und ich laufe clean neben ihnen her. Denke nach, reflektiere und frage mich, ob ich das wirklich brauche. Bewegt einer klarer Verstand nicht mehr? Ich denk an Leute, die ich in letzter Zeit vernachlässigt habe, Leute zu denen ich asozial war, Projekte mit Freunden an denen ich mich immer weniger beteiligt habe. Ich würde gerne wieder zurück spulen und "Nein!" schreiben als es damals anfing, doch jetzt bleibt mir nur damit aufzuhören und zu hoffen, dass die Leute immer noch so zu mir stehen, wie vor meinem übermäßigen Konsum.

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